Predigt zur Gemeindevision

Wir wollen, dass Menschen Jesu Liebe erfahren und hingegebene Christen werden.

Predigt von Roland bzw. Hannelore Thiele, gehalten am 22.01.2023 in der EFG Schwäbisch Hall:

Was ist es, dass Menschen erfahren sollen? Was ist Jesu Liebe?

Das ist der erste Teil der Predigt. (Roland Thiele)

Er fängt an mit „wir wollen“. Das ist gut und richtig, aber wenig präzise.

Wir wollen so viel. Wir wollen, das das Klima sich nicht weiter verschlechtert, wir wollen, das der Krieg in der Ukraine und in vielen anderen Teilen unserer Erde aufhört. Wir wollen keine Inflation in dem gegenwärtigen Maß, wir wollen günstige Energie und keine Lieferengpässe bei Waren und Medikamenten. So gibt es noch vieles, was wir wollen, was wir uns wünschen. Und manchmal denken wir uns: „Es gibt da sehr viel zu tun, fangt doch endlich an, ihr Politiker, ihr Wirtschaftsleute, ihr Vorgesetzte, liebe Mitarbeiter. Wenn wir das „Wir wollen“ in unserem Gemeindemotto in diesen Kontext stellen, dann können wir es gleich vergessen.

Nein, dieses „Wir wollen“ heißt für uns: „Wir setzen uns dafür ein, ich setze mich dafür ein, dass Menschen Jesu Liebe erfahren.

Um welche Menschen geht es? Um die in Nepal oder Bangladesch? Ja, auch, soweit wir dort direkt oder indirekt z.B. durch Jonas und Elsa einzelnen Menschen begegnen. In erster Linie geht es aber um die Menschen, mit denen wir zu tun haben. Die Bibel nennt das „den Nächsten“, der Jesu Liebe erfahren soll. Wer ist das?

Einmal wird Jesus von einem Gesetzesexperten neugierig gefragt: „Definiere mir den Begriff Nächster.“

Und Jesus tut das und erzählt ihm von diesem Mann, der unterwegs von Räubern überfallen und geschlagen wird. Damit öffnet Jesus Tür und Tor und sagt: wisst ihr, wer euer Nächster ist? Euer Nachbar, euer Mitarbeiter oder jemand, den ihr zufällig unterwegs trefft! Jeder, dem ihr  begegnet könnte es sein.

In unserer Gemeinde sollen also die Menschen, denen wir begegnen, Jesu Liebe erfahren. Wir sollen also diese Liebe, die wir erfahren haben, weitergeben.

Der Begriff „Liebe“ ist in unserer Sprache mehrdeutig. Im griechischen unterscheidet man 3 Arten der Liebe. Ich liebe meine Frau, das wäre z.B. das griechische Wort Eros – die erotische Liebe. Ich liebe auch unseren Garten, das Griechische Wort: Philia. Und dann ist da noch Gottes Liebe: Agape. Agape, Gottes Liebe, Jesu Liebe.

Paulus sagt uns, was diese Liebe ist, was sie nicht ist und was Liebe tut. Sehen wir uns an, was Jesu Liebe bedeutet.

Wir gehen quasi nach Korinth, in eine Stadt, die unseren heutigen Städten in Westeuropa und Nordamerika gleicht: übersexualisiert, total individualistisch, sehr materialistisch, sehr ehrgeizig.

Paulus sagt der Gemeinde in Korinth, dass jeder eine geistliche Gabe hat. Leiten, Lehren, Evangelisieren, barmherzig und gastfreundlich sein. Er sagt damit auch uns allen, dass Gott jeden von uns begabt hat. In 1. Korinther 13 macht er klar: ich erkläre euch den besten Weg. Und dann legt er los: Bei allen euren Begabungen, es ist mir egal, ob ihr die besten Lehrer seid, ob eure Gebete die prophetischsten sind, ob ihr die besten Lobpreislieder schreibt, ob ihr eine der einflussreichsten Organisationen leitet. Das alles zählt nicht, wenn die Liebe nicht das Grundmotiv ist. Wir müssen uns die eigentliche Bedeutung von Liebe ganz deutlich machen, was sie ist und was sie nicht ist und was Liebe tut. Paulus sagt: wenn ihr das versteht, könnt ihr sehr viel mehr Menschen erreichen.

Sehen wir uns 1. Korinther 13, ab Vers 4 an: die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie bläht sich nicht auf, sie ist nicht ungehörig, sie sucht nicht das ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu, sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit: Sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles. Die Liebe hört niemals auf (1. Kor. 13,4-8)

Also: Liebe ist geduldig und freundlich.

Was heißt Langmut oder Geduld?

Geduld ist die Kunst warten zu können. Viele Menschen rennen vor dem Startschuss los. Wir warten nicht darauf, was Gott tut, sondern denken: Gott, das machst du so nicht ganz richtig, ich habe einen besseren Vorschlag, was du meiner Ansicht nach tun solltest. Oder wir meinen, wir müssten manipulieren, damit er uns dient. Aber Liebe ist geduldig. Liebe kann warten. Wie geduldig seid ihr? Prüft mal euren Fahrstil. Könnt ihr abwarten? Jesu Liebe ist geduldig. Üben wir uns in Geduld im Umgang mit anderen Menschen.

Als zweites bezeichnet Paulus die Liebe als freundlich. Freundlichkeit beginnt damit den anderen wahrzunehmen. Jetzt wiederhole ich, was Markus Feldmann in seiner Predigt vor 2 Wochen sagte:

Auch wenn wir den Heiligen Geist in uns haben, sind wir von der menschlichen   Ebene aus betrachtet immer Menschen, die gesehen werden wollen. Wir wollen sehen und gesehen werden, wir wollen wahrgenommen werden. Was tun die Leute nicht, um in den sozialen Medien gesehen zu werden. Klicks, Klicks, Likes, ein paar Likes, sie wollen gesehen werden. Es ist ein menschliches „ich bin auch da“. Nehmt mich gefälligst wahr!

Wer wird von Gott gesehen? Sind es die Glaubensfernen, die Gott noch nicht kennen, die, die alle kennen, weil sie mal hier vorne gestanden haben? Hat Gott ein besonderes Augenmerk auf sie?  Ja, auch. Aber Markus sprach über Hagar, sie war kein Star, ebensowenig Zachäus, den Jesus auf einem Baum sitzend wahrgenommen hat. So nimmt Jesus alle Menschen wahr, dich und mich. Das ist Freundlichkeit Gottes, ein Zeichen seiner Liebe. Diese Liebe sollen wir hier weitergeben, einander wahrnehmen.

Unser guter Gott wird sich uns Menschen niemals aufdrängen. Unser Gott ist geduldig. Er wird dich niemals manipulieren. Er wartet auf uns, auf dich und mich. Und wer zu ihm umkehrt, der erfährt: das ist wahr.  Das ist die frohe Botschaft. So ist Liebe, die wir weiter geben können.

Und dann sagt Paulus: ich sage euch jetzt was Liebe nicht ist. Das ist vieles. Liebe ist nicht neidisch.  Liebe kann mit ansehen, dass es dem anderen gut geht, dass Gott segnet, und kann dann sagen: wie schön für ihn oder sie. Manche denken, der wichtigste Mann oder die wichtigste Frau auf dem Platz zu sein. Die Wahrheit aber ist: es geht um Gott. Und wenn wir nicht ihm die Ehre geben, sondern uns selbst, ist das eine Form des sich Aufblähens. Paulus sagt: so ist Liebe nicht.

Mancher denkt: ich bin nicht gut genug, so wie ich bin. Ich muss ein bisschen übertreiben. Und ich muss den Leuten etwas vormachen, damit sie besser von mir denken, als ich tatsächlich bin. Stolz ist eines der gefährlichsten Dinge. Liebe ist nicht stolz. Liebe entehrt nicht und ist nicht despektierlich.

Menschen, die anderen mit Respekt begegnen, tun folgendes: Sie sehen Gottes Ebenbild in ihnen. Sie denken das beste über sie, sind höflich. scheren andere nicht über einen Kamm, bitten um Entschuldigung, bilden sich keine vorschnelle Meinung und sind treu.

Wenn ihr das Ebenbild Gottes im anderen ausblendet wird es viele Probleme geben.

Paulus sagt: Liebe ändert sich nicht. Liebe ist nicht despektierlich anderen gegenüber. Und Liebe trachtet nicht nach sich selbst.

Jesus sagt, man soll zuerst nach dem Reich Gottes trachten. Aber das ist schwierig wenn wir uns selbst an die erste Stelle setzen. Wir dürfen nicht aus dem Blick verlieren, dass es um Gott geht. Liebe trachtet nicht nach sich selbst. Sie manipuliert nicht um des eigenen Vorteils willen. Liebe setzt Gott an die erste Stelle. Liebe ist nicht leicht zu erzürnen.

Liebe archiviert auch keine Fehler. Sie führt kein Sündenregister.

Liebe freut sich nicht am Bösen. Das Böse ist oft das zweckentfremdete Gute. Wenn wir uns die Wörter Stärke, Sex, Geld ansehen – das sind schöne Dinge, aber wenn das Gute, was in ihnen steckt, in die falschen Hände gerät, wird Böses daraus. Viele Menschen verkehren das Gute ins Gegenteil. Paulus sagt, dass die Liebe das nicht tut.  Liebe lebt die Integrität, die in den guten Dingen ursprünglich steckt. Liebe freut sich nicht am Bösen. Doch was tut die Liebe? Die Liebe freut sich an der Wahrheit.

Liebe beschützt.

In der Originalsprache ist von Dach die Rede, von Abdeckung, von Zuflucht, die Liebe jemandem gibt, der leidet, die jemanden sieht, der wegen der Umstände oder wegen Naturkatastrophen allein ist und sich fürchtet und nicht weiß, ob er oder sie durchkommen wird – dann heißt Liebe diese Menschen unter ihrem Schutz willkommen, unter ihrem Dach. Das Wort Gastfreundschaft bedeutet: einen fremden herein bitten. Das macht die Liebe. Die Liebe gibt alles.  Das tat Jesus. Jesus hat alles für uns gegeben. Wir sind eingeladen, uns ganz für Gottes Kinder einzusetzen.

Liebe hofft.

Hoffnung, das ist eine Vision für das, was geschehen könnte. Ein Blick für das, was Gott möglich macht für Menschen, denen wir begegnen, für die jeder bitten kann: „Jesus, gib  eine Vision für ihre Zukunft. Zeige mir, was du in und mit ihrem Leben vorhast.“ Wenn wir das dann erkannt haben, bleiben wir dran, unseren Teil dazu beizutragen, dass dieses Bild Realität wird.

Liebe hält durch,

weil sie niemals aufhört. Gibt es jemanden, den ihr zu lieben aufgehört habt? Jemanden, von dem ihr sagt: den kann ich nicht mehr lieben, das halte ich nicht durch? Viele sind verletzt. Wir hören nicht auf, für euch zu beten. Wir hören nie auf, Gott zu bitten: Gott, ich glaube, dass du die Macht hast, das Herz eines Menschen so zu verändern, dass sie ihre Kämpfe bekennen können, ihre Abhängigkeiten, ihre Vergangenheit.

Liebe hört niemals auf.

Wer dem vertraut, wird sich ganz einsetzen. Denn der ist geduldig und freundlich, und die Liebe Jesu wird sichtbar. Das ist es, was Liebe ist und  was Liebe tut, was wir vom Heiligen Geist empfangen und weitergeben, damit Menschen Jesu Liebe erfahren.

Wir wollen, dass Menschen zu hingegebenen Christen werden.

(Hannelore Thiele)

Ganz wichtig ist mir, dass wir bei allem, was ich zu diesem zweiten Teil unseres Mottos sage, den ersten Teil mithören. Diese beiden Teile sind zwei Seiten einer Medaille. Sie gehören untrennbar zusammen und bedingen sich gegenseitig. Gott liebt jeden von uns und hat uns das zugesprochen bei der Taufe. Im Hebräer Brief im 13. Kapitel wird Jesus als der Anfänger und Vollender des Glaubens bezeichnet. Jesus macht uns heute durch den Heiligen Geist fähig zu glauben und der heilige Geist führt uns so, dass wir unseren Glauben vollenden werden, d.h. dass wir ans Ziel unseres Glaubens kommen.

Hingegebene Christen, eine schwierige Formulierung. Ich habe mir überlegt, wo ich das Wort hingegeben gebrauche. Ich muss sagen, wohl nirgendwo, deshalb habe ich im Herkunftslexikon nachgelesen, was damit gemeint ist: hingeben ist fortgeben, verschenken, sich ganz und gar widmen, sich opfern. Für wen trifft das zu? Mir fielen sofort Künstler ein, Maler, Musiker, aber auch bildende Künstler. Sie sind fasziniert und begeistert und durchdrungen von ihrer Arbeit. Schauen beim Arbeiten und Üben nicht auf die Uhr und lassen sich durch nichts von ihrem Werk abbringen. Ganz und gar, mit Herz und Verstand sind sie bei ihrer Arbeit. Durchdrungen von der Aufgabe, die sie in Angriff genommen haben. Bereit, X -mal neu anzufangen, wenn das Werk nicht so gelungen ist, wie es der Künstler gedacht hat. Künstler, auf die diese Beschreibung zutrifft, sind selten. Sie sind die Ausnahmeerscheinungen. Ich habe in der Autobiografie von dem Geiger David Garrett gelesen, dass er seine gesamte Lebensplanung seiner Kunst untergeordnet hat. Das geht bei ihm soweit, dass er keine Kinder haben will, weil er seine gesamte Zeit für die Musik braucht und weil er dauernd unterwegs ist und also keine Zeit für Kinder hätte. Er führt ein Leben, das an die Musik hingegeben ist.

Ich bin kein Künstler. Aber ich bin Christ. Und in unserem Gemeinde-Motto geht es um hingegebene Christen. D.h. ich habe mein Leben Jesus hingegeben. Bei ihm zu sein, ist die Zielangabe meines Lebens. Hinter ihm will ich hergehen, zusammen mit möglichst vielen anderen Menschen. Und weil Jesus mein Ziel ist, sind die Ziele Jesu auch meine Ziele. Sein Ziel ist die Erlösung, Rettung und Heilung möglichst aller Menschen. „Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn gab. Auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.“ Das steht in Johannes 3, 16. An Jesus glauben, hingegeben an Jesus glauben, das wünschen wir als Gemeinde jedem Christen. Hingegebene Christen, Menschen mit tiefem Glauben an Jesus Menschen, mit gehorsamem Herzen, wie entsteht das? Es ist nicht vom ersten Tag als Christ da. Ein Anfang ist gemacht. Ein Anfang, den Gott durch den Heiligen Geist bewirkt hat. Und dieser Glaube muss in mir und in jedem Wurzel schlagen, fest werden und wachsen. Wie geschieht das?          In dem er Gottes willen kennen lernen und tun. Deshalb habe ich Stellen aus dem neuen Testament herausgesucht, wo von Gottes Willen die Rede ist.

In Johannes 6, 40 steht: „Das ist der Wille Gottes, dass, wer den Sohn sieht und glaubt an ihn, das ewige Leben habe. Es ist unfassbar: Gottes Wille an uns ist ein Geschenk. Es geht in diesem Vers um das Ziel unseres Glaubens: das ewige Leben bei Gott. Also das völlige Nah- und Verbundensein mit Gott und das für alle Ewigkeit.

Römerbrief 12 Vers 2 und 3: gebt eure Leiber hin als ein Opfer, das heilig, lebendig und Gott wohlgefällig ist. Das sei euer vernünftiger Gottesdienst. Und stellt euch nicht dieser Welt gleich, sondern ändert euch durch Erneuerung eures Sinnes, damit ihr prüfen könnt, was Gottes Wille ist.

Als Christ unterscheide ich mich von meiner nicht-christlichen Umgebung. Von dem Zeitpunkt der Bekehrung an geht es für jeden um die Erneuerung seines Denkens. Von Gott, von seinem Wort her denken lernen, das ist eine lebenslange Aufgabe und Herausforderung für uns. Aber Vorsicht! Diese Erneuerung gelingt nur unter der Leitung und Anleitung des Heiligen Geistes. Er muss und wird mir die biblischen Texte ins Auge fallen lassen, die für meine Veränderung wichtig sind. Oder er wird mich auf die Menschen treffen lassen, die mir weiterhelfen können. Dazu gehört auch, dass ich Gott um Beständigkeit bitte, dass ich dran bleibe am Beten, am Bibel lesen, am Singen und Loben. Zu der Erneuerung meines Geistes gehört auch, dass ich den Heiligen Geist bitte, mir das richtige Verstehen von Gottes Wort zu geben. Und dass ich lerne, auf Gottes Reden zu hören. Überhaupt, dass ich erkenne, wenn Gott redet. In der Neujahrspredigt hat Jonathan sehr deutlich gesagt, dass es ein Lernprozess ist, Gottes Stimme zu hören und sie von anderen Stimmen in uns und um uns zu unterscheiden. Zur Zeit läuft ja bei uns in der Gemeinde gerade ein Seminar dazu.  Ihr könnt euch bei Helga und Anne darüber informieren. Es wäre sicher gut, wenn wir anfingen, intensiv um Gottes Reden zu bitten und um die Gabe zu unterscheiden, ob ein Gedanke von Gott ist oder von uns selbst.

Epheser 5 Vers 15-20 : So seht nun sorgfältig darauf, wie ihr euer Leben führt, nicht als Unweise, sondern als Weise und kauft die Zeit aus, denn es ist böse Zeit. Darum werdet nicht unverständig, sondern versteht, was der Wille des Herrn ist. Und sauft euch nicht voll Wein, woraus ein unordentliches Wesen folgt, sondern lasst euch vom Geist erfüllen. Ermuntert einander mit Psalmen und Lobgesängen und geistlichen Liedern, singt und spielt dem Herrn in euren Herzen und sagt Dank Gott, dem Vater, allezeit für alles im Namen Jesu. (Anstatt Wein kann jeder das setzen, was für ihn zu einer Sucht oder falschen Gewohnheit werden kann).

Hier wird es noch einmal deutlich gesagt, dass wir im Blick auf Gottes Willen den Heiligen Geist brauchen. Ohne den Heiligen Geist verstehen wir Gott nicht und wir bekommen ein unordentliches Wesen, einen unordentlichen Charakter. Zum Glück für uns  stehen wir bei dieser Veränderung unseres Denkens und Verhaltens nicht allein da.  Hier heißt es: wir sollen uns gegenseitig ermuntern, Gott zu loben, ihm zu danken und Gott in alle Lebensbezüge einzubeziehen.

Kol 1, 9: darum lassen wir auch nicht ab, für euch zu beten und zu bitten, dass ihr erfüllt werdet mit der Erkenntnis seines Willens in aller geistlichen Weisheit und Einsicht, dass ihr des Herrn würdig lebt, ihm in allen Stücken gefallt und Frucht bringt in jedem guten Werk.

Wir brauchen die Mitchristen. Die, die für uns beten und bitten, die für uns vor Gott einstehen. Wir brauchen die gegenseitige Fürbitte, damit die Erkenntnis von Gottes willen bei uns zunimmt. Paulus stellt hier einen engen Zusammenhang her von Erkenntnis des Willens Gottes  und dass wir so leben, wie es Gott gefällt,  und dass wir Frucht bringen in dem, was wir tun.

1. Thess. 4,3: Das ist der Wille Gottes, eure Heiligung. Das wird so beschrieben: 1. die Unzucht meiden, 2. niemanden im Handel übervorteilen und 3. die Brüder lieben. Heiligung ist eine allumfassende Aufgabe. Wir sind als Gesamtperson mit allen Beziehungen und Aufgaben aufgerufen, als Kind Gottes zu leben. D.h. nicht: die Ärmel hochkrempeln und loslegen oder zuerst den eigenen Vorteil suchen. Nein, es heißt, Gott täglich zu fragen: Herr, was bedeutet der Bibeltext für mich heute oder: ist es von dir, was ein bestimmter Mensch zu mir gesagt hat? Was soll ich tun und was ist gar nicht meine Aufgabe? Rede, Herr, dein Knecht hört. An der Stelle möchte ich euch ein Zitat von dem Mystiker Johannes Tauler vorlesem. Er schreibt: „Schweigen – denn Gott soll sprechen, so mußt du schweigen….du sollst das tiefe Schweigen oft in dir haben undes dir zu einer Gewohnheit werden lassen, so dass es durch Gewohnheit ein fester Besitz von dir werde.“ Und wenn ich keine Antwort finde auf meine Frage, ich aber eine Antwort brauche,  dann ist es gut, dass wir Mitchristen haben, die wir fragen können. Und vielleicht heißt die Antwort: Geduld üben. Ich erinnere mich dann an einen Satz, den eine Freundin zu mir sagte: Gott kommt spätestens pünktlich !

1. Thess. 5,16 ff: Seid allezeit fröhlich, betet ohne Unterlass, seid dankbar in allen Dingen, denn das ist der Wille Gottes in Christus Jesus an euch.

Das spricht für sich. Da muß jeder für sich hören, was sein Thema ist.

1. Petrus 2, 15: Denn das ist der Wille Gottes, dass ihr mit guten Taten den unwissenden und törichten Menschen das Maul stopft.

Eine etwas schwierige Übersetzung ist das. Wichtig ist mir dabei, dass ich nicht mit Worten, sprich mit Streitgesprächen auf dumme Reden reagiere, sondern mit guten Taten, also mit Freundlichkeit und mit konkretem Helfen. Bei diesen Texten geht es immer um unsere Beziehung zu Gott und um unser Verhalten. Sie sind nicht missverständlich. Lest es doch daheim noch mal durch. Es geht beim Willen Gottes immer ums hören und tun.

Wenn ich jetzt noch einmal auf den Anfang zurückkomme, auf das sich Hingeben, ist das hier das gleiche, was ein Künstler tut? Ich denke, der grundlegende und tiefgreifende Unterschied zwischen der Hingabe eines Künstlers an seine Kunst und die Hingabe eines Christen an Jesus besteht darin, dass ein Künstler sich selbst verwirklicht. Er tut, was er für richtig und notwendig hält für die Entwicklung seiner Kunst. Die Hingabe eines Christen an Jesus bedeutet genau das Gegenteil: nicht ich bestimme, was mir gut tut oder was ich brauche oder nicht brauche oder welche Herausforderung ich annehme, sondern du Jesus, sagst es mir. Ich beuge mich unter das, was du sagst, und darunter, wie ich mich verhalten soll. Aber dieses Hören auf Gott und dann ihm gehorchen, kann kein Christ von Anfang seiner Bekehrung an, sondern jeder muss es lernen und bleibt Lernender bis ans Lebensende. Bei Jesus war das anders. Jesus, der Sohn Gottes, war mit Gott eins. Sie waren ein Herz und eine Seele. Er konnte sagen, schaut mich an, mein Verhalten und was ich tue, dann seht ihr den Vater. Diese Einheit mit Gott erleben wir zu lebzeiten nicht. Wir leben in der gefallenen Schöpfung und müssen uns darüber im Klaren sein, dass unsere Beziehung zu Gott vom Satan angegriffen wird. Er will uns unsicher oder lasch oder überheblich machen. Jedenfalls versucht er, uns zu stören und in der Nachfolge zu behindern. Aber: Gott ist immer noch größer, größer als ich denken kann. Ich finde es deshalb ganz wichtig, dass jeder von uns weiß, was ihm bei Angriffen hilft. Mir helfen in kritischen Situationen, wenn ich das Gefühl habe, Gott ist weit weg und ich nicht weiß, was tun,dass ich mir dann Liedtexte ins Gedächtnis rufe. Am besten hat man sich die hilfreichen Verse aufgeschrieben und holt sie im Notfall hervor. Oder man ruft jemanden an und bittet um Gebetsunterstützung.

Ein kleiner Rückblick:

Im Neujahrsgottesdienst haben wir unter anderem ein Lied von Johannes Hartl gesungen. Der Refrain hat mich sehr beschäftigt seither. Er heißt: ich lege meine Krone, ich lege meinen Tag, ich lege meine Träume und alles, was ich hab, vor die Füße Jesu.

Wofür steht eine Krone? Sie ist wie Zepter und Reichsapfel ein Herrschaftszeichen. Der, der die Krone trägt, ist der Herrscher. Er hat das Sagen. Das Bild von der Krone steht für Selbstbestimmung, für Bestimmen über Besitz und über Menschen. In dem Lied heißt es nun, dass ich meine Krone ablege und Jesus gebe. Und nicht nur das, auch meine Zeit, meinen Tag, meine Träume und alles, was ich habe. Dass wir diese totale, uneingeschränkte Hingabe lernen, dazu sind wir hier, auch heute Morgen. Wir rufen uns gegenseitig in Erinnerung, was Jesus für uns getan hat und tut und helfen uns, den Weg der Nachfolge zu gehen. Wir rufen uns in Erinnerung, wie praktisch seine Hilfen sind und was er von uns erwartet.

Mir geht es so, dass ich so einen Text nicht jeden Tag sofort ehrlich mitsingen kann. Ich kann es, wenn ich mir darüber Gedanken gemacht habe und an dem Punkt angekommen bin, wo ich von Herzen sagen kann: ja, Herr, nicht mein, sondern dein Wille geschehe. Ja, ich will nicht mit dem Kopf durch die Wand, sondern dir gehorchen, Herr Jesus. Das ist manchmal ein Kampffür mich. Aber Gott sei Dank, dass der heilige Geist mit kämpft und uns auf die richtige Spur bringt.

Wenn ein Liedtext solche Gedanken auslöst, dann ist das Lied ein Schatz, eine Kostbarkeit im Blick auf meine Beziehung zu Jesus. Deshalb ist es super, wenn ihr euch an einer Aussage stört und es nicht bei diesem Gefühl belasst, sondern euch Gedanken darüber macht. Und zwar mit der Frage an Gott: was stört mich hier und warum? Rede, Herr, dein Knecht hört.  Und dann heißt es still sein, schweigen und Gott wirklich Zeit und Raum geben, dass er reden kann. Wenn der Men schweigt,  redet Gott. Gott hat uns den Heiligen Geist zugesagt, er wird uns zeigen, was Gott damit bei uns  anstoßen und verändern will.

Ich möchte euch Mut machen, dass ihr euch euren Fragen stellt! Fragt Gott so lange, bis ihr eine Antwort habt. Nehmt dabei die Hilfe von Seelsorgern in Anspruch. Warum? Erinnert euch an Johns Predigt an Neujahr: Gottes Stimme hören . Wir brauchen beim Hören auf Gott immer wieder die Hilfe durch einen Christen, der mit uns zusammen auf Gott hört, weil wir leicht unsere Wünsche für Gottes Reden halten. Das ist bei Eindrücken so und beim Deuten eines Bibelwortes auch. In der Bibel wird dieses Problem angesprochen und zwar dadurch, dass die Geistesgabe der Unterscheidung der Geister genannt wird. Wir selbst bringen leicht Gottes Antwort und unsere Meinung oder Einstellung zu einer Sache durcheinander. Auch das ist ein wichtiger Grund, dass wir als Christen nicht meinen sollen, wir könnten auch ohne Gemeinde oder Gemeinschaft Jesus auf Dauer nachfolgen.

Ja, wir wollen Christen sein, die mit Leib und Seele Jesus nachfolgen und anderen dabei helfen.

Jesus nachfolgen und ihm gehorchen, kann ich nur, wenn ich ihm vertraue. Jesus vertrauen, Gott vertrauen, das zu lernen, ist, denke ich, eine unserer wichtigsten Aufgaben als Christ. Vertrauen ist nicht das Gleiche wie Für-Wahr-Halten. Was ist Vertrauen in Gott?  Dieses Vertrauen basiert nicht darauf, dass ich alles verstehe, was in meinem Leben so ist, wie es ist, oder dass ich rundum glücklich sein muß. Es basiert darauf, dass ich von Herzen sage: ich vertraue dir, Gott, auch ohne zu verstehen , warum zum Beispiel jemand schwer krank ist oder einsam oder allein leben muß. Obwohl die Lebensumstände sehr schwer sind, sagt dann ein Mensch: Gott, ich vertraue dir, auch ohne zu verstehen, was los ist und warum sich nichts zum Besseren wendet. Ich vertraue dir, dass du durch und durch gut bist. Ich mache das nicht abhängig von den Umständen. Wer das sagen kann, der hat die Quelle des Lebens gefunden. Aus dieser Quelle kommt unser Glück.

In Epheser 2,10 steht: denn wir sind Gottes Schöpfung. Er hat uns in Christus Jesus neu geschaffen, damit wir die guten Taten ausführen, die er für unser Leben vorbereitet hat.

Ihr stimmt mir doch sicher zu, dass es sich lohnt, anderen von dieser Glücksquelle zu erzählen!

Amen